Der Elefant, der das Glück vergaß

Der Elefant, der das Glück vergaß (2015) ist eine Sammlung buddhistischer Märchen, Anekdoten und Alltagsgeschichten. 

Über den Autor:

Nach seinem Abschluss in theoretischer Physik an der Elite-Uni Cambridge packte Ajahn Brahm seine Siebensachen, um in Thailand buddhistischer Mönch zu werden. Heute ist er leitender Abt des Bodhinyana-Klosters in West-Australien und ein weltweit gefragter spiritueller Berater. Seine humorvollen buddhistischen Lehrreden werden tausendfach auf Youtube aufgerufen und sein Buch Die Kuh, die weinte (2006) war ein internationalen Bestseller.


Geschichten, die zum Nachdenken anregen.

Heute steht auf unserem buddhistischen Lehrplan das Buch Der Elefant, der das Glück vergaß (2015) von Ajahn Brahm. Brahm ist buddhistischer Mönch – aber wahrscheinlich nicht so einer, wie du ihn dir jetzt vorstellst. Zwar trägt er ein Ordensgewand und sitzt bei seinen Vorträgen barfuß und im Schneidersitz vor seinem Publikum. Aber alles andere ist eher untypisch: Der gute Herr wurde nämlich unter dem Namen Peter Betts in London geboren. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf, hat aber schon als Jugendlicher, während seine Klassenkameraden die Beatles hörten und Joints rauchten, buddhistische Bücher verschlungen. Nach der Schule bekam er ein Stipendium für die renommierte Cambridge University, wo er Theoretische Physik studierte. Allerdings wurde aus ihm kein zweiter Stephen Hawking. Stattdessen reiste er nach Thailand und lebte als buddhistischer Mönch in einem Kloster.

Und so ungewöhnlich wie sein Lebenslauf sind auch Brahms berühmte Vorträge: Er verhandelt darin keine trockene Theorie, sondern immer streng Lebenspraktisches. Vor allem versteht er es, immer wieder buddhistische Gleichnisse aber auch Alltagsanekdoten aus seinem eigenen Leben einzuflechten – gerne auch mal mit einem Augenzwinkern. Und genau das ist es auch, worauf du dich in diesem Beitrag zu Der Elefant, der das Glück vergaß einstellen kannst. Dich erwartet eine Auswahl unserer Lieblingsgeschichten und auch zwei praktische Übungen.

Warum makellos nicht immer gut ist

Es war einmal eine Frau, die sich in den Kopf gesetzt hatte, den perfekten Baum zu finden. Also durchstreifte sie den lieben langen Tag den Wald, immer auf der Suche nach einem besonders schönen Exemplar. Doch jeder Baum, der ihr begegnete, hatte irgendeine Macke: Es fehlten einzelne Äste, der Stamm war nicht ganz gerade oder mit Moos bewachsen. Enttäuscht von den wild gewachsenen Bäumen besuchte sie eine Baumschule. Und siehe da: Die Bäume waren allesamt kerzengerade und makellos. 

Doch als die Frau die Bäume näher betrachtete, erschienen sie ihr gar nicht mehr so beeindruckend. Im Gegenteil: Wie Soldaten standen die Zuchtbäume in Reih und Glied, die ganze Anlage strahlte eine unerträgliche Kälte aus. Da wurde die Frau von einer jähen Sehnsucht nach dem wilden Unterholz des Waldes gepackt. Die Bäume dort waren vielleicht nicht perfekt, aber auf ihre ganz eigentümliche Weise schön. Ihre lädierten Äste und krummen Wurzeln hatten sogar etwas Tröstliches. In ihrer Gegenwart fühlte sich die Frau weniger allein, denn – so wurde ihr auf einmal klar – auch Menschen haben ihre Mängel und Macken. Genau wie die Bäume des Waldes werden auch sie erst durch ihre kleinen Fehler wirklich liebenswert.

So gesehen ist es schon komisch, dass wir so viel Zeit und Energie darauf verwenden, unsere Schwächen auszubügeln. Immerhin sind sie es, die unseren ganz persönlichen Charme ausmachen. Und das gilt genauso für unsere unperfekten, aber liebenswürdigen Mitmenschen. Nobody is perfect, wie die Engländer sagen. Das gilt für Bäume genauso wie für Menschen.

Tritt ein Buddhist in einen Hundehaufen

Vor einigen Jahren war Ajahn Brahm einmal unterwegs in Nordamerika, auf einer seiner Vortragsreisen, wo er seinem Publikum erzählte, wie sie mit den großen und kleinen Ärgernissen des Lebens möglichst buddhistisch umgehen konnten. Als sein Fahrer und er an einer Raststätte ausstiegen, machte sich so ein kleines Ärgernis direkt einmal an seinem Schuh bemerkbar: Brahm war mitten in einen stinkenden Hundehaufen getreten.

Sehr praktisch, dachte er sich da. Denn noch am selben Tag hatte er seinem Publikum anhand von Hundehaufen erklärt, wie man mit den Prüfungen des Lebens umgehen könne. Das Gleichnis ging so:

Große und kleine Lebenskrisen ähneln einem Tritt in Hundescheiße. Wenn sie geschehen, solltest du dich nicht aufregen. Freu dich stattdessen – immerhin hast du gerade eine gute Portion Dünger für umsonst bekommen. Anstatt es genervt vom Schuh abzukratzen, könntest du also beispielsweise in deinen Garten gehen und deinen Apfelbaum düngen. Wenn du dann nächstes Jahr in einen saftigen Apfel beißt, solltest du allerdings nicht vergessen, was diese Äpfel so süß hat werden lassen. Und so läuft es ja manchmal auch im Leben: Wenn wir in den sinnbildlichen Hundehaufen treten, sollten wir uns daran erinnern, dass  daraus einmal etwas sehr Süßes und Saftiges erwachsen kann.

Großartige Metapher, oder? Dachte sich auch Brahm selbst, und wollte also mit seinem dreckigen Schuh zurück ins Auto steigen – einmal zum nächsten Apfelbaum bitte! Leider hatte er da nicht mit seinem Fahrer gerechnet. Den Dreck bringst du mir nicht ins Auto, meinte der. Naja, also blieb Brahm nichts anderes übrig, als sich den schönen Dünger restlos vom Schuh zu kratzen. Denn das gehört ja auch zum Leben: Dass wir nicht immer einen guten Apfelbaum in unserer Nähe haben.

Eine zweite beschissene Geschichte

Tierische Exkremente scheinen sich hervorragend für buddhistische Gleichnisse zu eignen. Deshalb hier noch eine zweite Geschichte zu dem Thema, allerdings mit einer etwas anderen Botschaft.

Es waren einmal zwei Hühnerbauern. Beide gingen sie jeden Morgen in den Hühnerstall, um die Erträge der vergangenen Nacht einzusammeln. Doch wenn der erste in den Hühnerstall kam, ärgerte er sich vor allem über den ganzen Kot im Stall. Er machte erst einmal sauber, dabei ließ er die Eier einfach liegen, für sie hatte er gar keine Augen. Seine Familie ärgerte sich über ihn, weil der Gestank der Hühnerexkremente das ganze Haus verpestete. 

Währenddessen füllte der zweite Hühnerbauer sein Körbchen fröhlich mit frischen Hühnereiern. Die Hühnerscheiße ließ er links liegen. Daheim empfingen ihn zufriedene Gesichter und alle freuten sich über ein leckeres Frühstück.

Wenn du jetzt einwirfst, dass es vom ersten Bauern doch denkbar dumm ist, nur den Mist zu beachten, hast du wohl recht. Dann aber die Gegenfrage: Wenn das so dumm ist, warum machen wir – du, ich, wir alle – das selbst ständig?

Anders ausgedrückt: Wie oft ärgern wir uns über Dinge und sehen nur das Negative? Wie oft lassen wir uns von Nebensächlichkeiten runterziehen? Oder anders gefragt: Wie oft gehst du mit einem Korb voll Scheiße nach Hause, statt dir ein Omelett zu braten? 

Gute Frage! Also, merke dir: Wenn du das nächste Mal in den Hühnerstall gehst, halte Ausschau nach den Eiern, nicht nach der Hühnerkacke.

Spaziergang zur Stille

Vor langer Zeit lebte in China ein weiser Gelehrter namens Laotse. Wissensdurstige aus dem ganzen Land hingen an seinen Lippen und lauschten seinen Weisheiten. Allabendlich ließ der große Philosoph einem seiner Schüler die Ehre zuteil werden, ihn bei seinem Spaziergang zu begleiten. Dabei galt allerdings eine Regel: Es war streng verboten, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Es herrschte absolute Schweigepflicht. 

Eines Abends lud Laotse einen seiner jüngsten Schüler ein, mit ihm einen Berg zu besteigen. Oben angekommen, bot sich ihnen der prächtigste Sonnenuntergang, den der junge Mann je gesehen hatte. Völlig überwältigt von der Pracht der rubinroten Strahlen am Horizont konnte Laotses Schüler nicht länger an sich halten: „Was für ein wunderschöner Sonnenuntergang!“, platzte es aus ihm heraus. Der Meister warf ihm einen finsteren Blick zu, wandte sich wortlos ab und ging.

Als ihn sein Schüler tags darauf um Verzeihung anflehte, sagte Laotse nur vernichtend: „In dem Moment, in dem du ‚Was für ein herrlicher Sonnenuntergang!‘ sagtest, nahmst du ihn schon gar nicht mehr wahr, sondern fasstest ihn nur noch in Worte.“

Vielleicht war der alte Meister dabei doch ein bisschen zu streng. Aber in der Sache hatte er recht: Wer spricht, der denkt bereits. Und wer sich ständig in der Sphäre rationalen Denkens bewegt, kommt nie so ganz im gegenwärtigen Moment an. Aber wie schafft man es, sein Denken abzustellen? Oder anders gefragt: Wie findet man zu vollkommener innerer Stille?

Zu viel des Guten

Mit Anfang dreißig verließ Ajahn Brahm seine englische Heimat und wanderte nach Australien aus. Aber während er dort beim Aufbau eines buddhistischen Klosters half, vermisste seine Mutter in London ihren Sohn schrecklich.

Zum Trost brachte er ihr bei seinem ersten Heimatbesuch ein Plüschtier mit: ein kuscheliges Känguru. Daraus wurde bald eine Tradition. Auf das Känguru folgte ein Plüsch-Koala, dann ein Eisvogel und schließlich ein Schnabeltier. Die Mutter freute sich sehr über die Geschenke ihres Sohnes und gab der Plüsch-Menagerie einen Ehrenplatz in ihrem Wohnzimmerregal.

Doch mit jedem Tier wurde der Platz knapper. Als Ajahn Brahm seiner Mutter eines Tages eine niedliche Beutelmaus aus Stoff mitbrachte, platzte das Regal bereits aus allen Nähten. Trotzdem versuchte seine Mutter, das Tier neben die anderen zu quetschen. Ohne Erfolg: Känguru, Koala, Eisvogel und Schnabeltier purzelten auf den Boden. Fast eine Stunde lang mühte sich die gute Frau ab, alle ihre geliebten Stofftiere auf dem Regalbrett unterzubringen, doch es waren einfach zu viele. „Verschenk doch einfach ein paar“, schlug Ajahn Brahm vor, „dann hast du wieder Platz für neue.“ „Aber ich hänge doch an jedem einzelnen!“, wehrte seine Mutter verärgert ab.

Unser Kopf funktioniert ganz ähnlich: Wenn er zu voll ist, gibt es auch hier keinen Platz für Neues mehr. Die Folge ist Stress. Nur ein Geist, der regelmäßig geleert wird, kann neue Erfahrungen verarbeiten – und diese auch genießen. Vor allem schlechte Erinnerungen verbrauchen wertvolle Speicherkapazitäten.

Um dich von altem Ballast zu verabschieden, hilft folgende Übung: Schreibe alle schlechten Erinnerungen, die dir einfallen, auf ein Stück Papier. Dann wickelst du das Blatt um einen Stock und befestigst es gut. Wenn du so weit bist, holst du weit aus und schleuderst den Ballast der Vergangenheit im weiten Bogen von dir. Wetten, dass dir danach schon ein bisschen leichter ums Herz ist?

Ein glücklicher Umweg

Es war einmal ein Geschäftsreisender in Mumbai. Er war früh aufgebrochen, um rechtzeitig zum Check-in am Flughafen zu sein. Doch es war wie verhext: Auf den staubigen Straßen der indischen Millionenmetropole stauten sich unzählige hupende Autos. Es ging nur quälend langsam vorwärts. Zu allem Überfluss verlor der Taxifahrer die Orientierung und verfuhr sich. Die Zeit verstrich und der Flughafen war immer noch nicht in Sicht. Langsam wurde der Geschäftsmann nervös. „Ok“, dachte er sich, „hierzulande hat ja immer alles Verspätung. Mit etwas Glück werde ich den Flug doch noch erwischen.“ 

Doch als sie nach endlosen Irrfahrten endlich den Flughafen erreicht hatten, sah er gerade noch, wie seine Maschine in Richtung Horizont abhob. Der Geschäftsmann verlor die Beherrschung. Kochend vor Wut herrschte er den Fahrer an: „Du Idiot! Deinetwegen habe ich meinen Flug verpasst! Ist dir eigentlich klar, wie viel das kostet?” Er unterbrach seine Schimpftirade, um noch einmal dem Flugzeug hinterherzublicken. Und da geschah es: Die Boeing 747 geriet immer weiter in Schräglage und kippte schließlich links über, um dann sang- und klanglos mit voller Wucht ins Meer zu stürzen. Es sollte keine Überlebenden geben.

Seit diesem Tag ist der Geschäftsmann ein völlig anderer Mensch, denn das Erlebnis am Flughafen von Mumbai hat ihn Demut gelehrt. Wenn mal etwas schiefläuft, bleibt er gelassen. Er versucht nicht mehr, ständig alles zu kontrollieren, sondern denkt sich: „Wer weiß schon, was sich das Universum dabei gedacht hat“.

Das Denken ist ein sturer Affe

In den bisherigen Geschichten ging es viel um Akzeptanz und Gelassenheit. Aber du weißt wahrscheinlich, dass es mit dem Loslassen in der Praxis nicht immer ganz so einfach ist. Auch darüber hat Ajahn Brahm eine kleine Geschichte auf Lager:

Ein Jägersmann wollte einen Affen fangen. Also ging er in den Urwald und suchte sich einen Baum und eine hohle Kokosnuss. Mit seinem Buschmesser bohrte er in die Kokosnuss ein Loch, gerade groß genug für eine kleine Affenhand. In die Kokosnuss steckte er eine reife Banane und band sie mit einem Seil an einem Baumstamm fest. Dann ging er seiner Wege. 

Schon bald darauf kam ein neugieriger Affe aus dem Gebüsch gesprungen. Er schnupperte an der Kokosnuss und steckte gierig seine Hand hinein. Doch siehe da: Sobald sich seine Finger um die Banane geschlossen hatten, steckte der Affe fest. Das Loch war zu klein, um die geschlossene Faust mitsamt der Banane herauszuziehen. Aber auf die Idee, die Banane einfach loszulassen und seine Hand aus der Falle zu befreien, kam der arme Affe nicht. So hatte der Jäger leichtes Spiel.

Nicht nur hungrige Affen, auch Menschen stecken im Alltag oft fest und kommen nicht vor und nicht zurück. Dabei müssten sie einfach nur loslassen und hätten ihre Freiheit wieder. Doch Gier, Ehrgeiz und Eigensinn halten sie gefangen. 

Und wegen welcher sprichwörtlichen Banane sitzt du in der Falle? Ist es ein Mensch, ein Karriereziel oder ein Groll aus der Vergangenheit? Und was würde passieren, wenn du dich trauen würdest, loszulassen?

Später Dank

Der Buddhismus kennt keine Zufälle. Alles, was geschieht, wird von einer kosmischen Kraft namens Karma gelenkt. Vereinfacht bedeutet das, dass jede deiner Handlungen weitreichende Folgen für dein Schicksal hat – sowohl im nächsten Leben als auch in diesem. Und davon handelt die nächste Geschichte.

Es war einmal eine Frau mittleren Alters, die litt unter einer besonders aggressiven Krebserkrankung. Aber sie hatte Glück im Unglück. Während alle anderen sie bereits aufgegeben hatten, kämpfte ihr Chirurg wie ein Löwe um ihr Leben. 

Seine Kollegen wunderten sich, dass er so viel Herzblut in einen aussichtslosen Fall steckte: Er trommelte die besten Spezialisten des Landes zusammen und studierte oft noch bis tief in die Nacht die Patientenakte. Und wirklich gelang ihm das Unmögliche: Nach ein paar Monaten zahlten sich seine Anstrengungen aus und er konnte der Frau mitteilen, dass ihr Krebs endgültig besiegt war.

Ein paar Tage später hielt die Genesene die Rechnung in den Händen – und staunte nicht schlecht. Statt einer sechsstelligen Summe stand in dem Schreiben des Arztes nämlich nur:  „Rechnung beglichen – vor fünfundzwanzig Jahren mit einem Glas Milch und zwei Keksen.“

Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Vor fünfundzwanzig Jahren hatte einmal ein armer Student an ihrer Haustür geklingelt. Er verkaufte Werbeartikel, um sich sein Studium zu finanzieren. Er wirkte hungrig und müde, also hatte sie ihm aus ihrer Küche einen Teller mit Keksen und ein Glas Milch gebracht. 

Diese schlichte Geste rührte den Studenten sehr. Selbst als er Jahre später leitender Chirurg einer großen Klinik geworden war, hatte er die Frau, die so freundlich zu ihm gewesen war, nicht vergessen. Und wie es das Schicksal so wollte, fand er sie eines Tages als Patientin in seinem Sprechzimmer wieder. Ihm war sofort klar, dass er alles in seiner Macht Stehende tun würde, um ihr zu helfen.

Der gütige Geldautomat

Wie die letzte Geschichte gezeigt hat, können kleine Dinge große Wellen schlagen. Oft reicht schon die Kraft eines einzelnen Gedankens. Genau das ist das Thema der nächsten Anekdote. Sie mag etwas skurril klingen, aber Ajahn Brahm hat sie von einem seiner Schüler erzählt bekommen, der schwört, dass sie sich genau so zugetragen hat.

Auf seinem Weg zum Uni-Campus kam Thomas jeden Tag an einem Geldautomaten vorbei. Und weil er jeden Morgen daran vorbeilief und seinen Tag mit einem positiven Gedanken beginnen wollte, fing er an, seinem Freund, dem Geldautomaten, gute Wünsche zu schicken: „Mögen dir nie die Banknoten ausgehen, mögest du niemals ausgeraubt werden und mögest du niemals einen Kurzschluss erleiden!“, rief er dem Automaten täglich in Gedanken zu. Solche Segenswünsche nennt man im Buddhismus Gedanken der Güte oder gütige Achtsamkeit. Man kann sie sich selbst schicken, anderen Menschen, Tieren und Pflanzen oder eben auch Gegenständen. Thomas hatte das Meditieren gelernt und war deshalb mit diesem Konzept vertraut.

Als Thomas eines Tages wie gewöhnlich an seinem Lieblingsgeldautomaten vorbeigelaufen war, gab dieser plötzlich ein seltsames, gurgelndes Geräusch von sich. Als Thomas sich umdrehte, öffnete sich die Klappe des Geldautomaten und spuckte unversehens einen Zwanzigeuroschein aus. Verdattert sah Thomas sich um, doch weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Der Geldschein war wirklich ein Geschenk des Automaten an ihn.

Die Falle des Materialismus

Geld allein macht nicht glücklich, schon klar. Doch ein bisschen lebt die Sehnsucht nach Reichtum und Wohlstand wohl in jedem von uns. Dabei tappt man aber schnell in die Falle. Das gilt auch für die Heldin unserer nächsten Geschichte.

In einer kargen Höhle lebte vor langer Zeit eine buddhistische Nonne. Sie verbrachte ihre Tage in selbstgewählter Armut und besaß nicht viel mehr als die Kleider, die sie am Leib trug, und eine Almosenschale, mit der sie im nahe gelegenen Dorf ihre kargen Mahlzeiten erbettelte. 

Aber eines Morgens entdeckte sie ein Loch in ihrer Robe. Eine Maus hatte daran genagt. Nun legte die Nonnen trotz allem Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Um der Mäuseplage Herr zu werden, erbat sie sich von den Dorfbewohnern eine Katze. Und die bekam sie auch. 

Doch dem Kätzchen reichten die Mäusehappen nicht aus – es verlangte nach Milch. Auch die stellten die Dorfbewohner bereitwillig zur Verfügung. „Wenn ich die Dorfbewohner um eine Kuh bitten würde“, schoss es der Nonne durch den Kopf, „hätte ich täglich frische Milch für die Katze.“ Gesagt, getan. 

Doch die Kuh musste irgendwo grasen. Also rang die Nonne den Dörflern ein Stückchen Land ab. Darauf ließ sie eine kleine Hütte bauen. Darin sollte der Knecht wohnen, den sie für die  Versorgung von Kuh und Acker angestellt hatte. Doch weil auch der satt werden wollte, musste die Nonne die Dorfbewohner um mehr Almosen anbetteln als je zuvor. 

Nicht nur das: Mit den Tieren und dem Grundstück hatte die Nonne nun so viel zu tun, dass sie kaum zum Meditieren kam. Als ein Nachbar sie einmal in einer spirituellen Angelegenheit um Rat bat, wimmelte sie ihn unwirsch ab: „Tut mir leid. Ich muss schauen, wie es mit den Arbeiten an der Hütte vorangeht, die ich für meinen Burschen bauen lasse, der sich um die Wiese kümmert, die mir das Gras für die Kuh liefert, deren Milch ich für die Katze brauche, die die Mäuse von meinen Kleidern fernhalten soll.”

Kaum hatten diese Worte ihre Lippen verlassen, musste sie laut über sich selbst lachen. Mit einem Schlag wurde ihr klar, dass sie in die Falle des Materialismus getappt war. Kurzerhand schickte sie den Knecht fort und verschenkte ihre Tiere. Von allen weltlichen Lasten befreit, zog sie glücklich zurück in ihre kleine Höhle. Wenn sie fortan Löcher in ihrer Robe entdeckte, schmunzelte sie vergnügt und nähte einfach einen Flicken drauf.

Der ungIückliche Elefant

Elefanten werden im Buddhismus als glücksbringende Tiere verehrt. Sie gelten als sehr freundlich und strahlen eine tiefe Ruhe aus. Aber von Zeit zu Zeit kommt selbst ihnen die Gelassenheit abhanden. So auch in unserer letzten Geschichte, dem das Buch im übrigen seinen Titel verdankt: Der Elefant, der das Glück vergaß.

In einem kleinen Zoo lebte einmal eine Elefantendame namens Ellie. Sie war heiter und sanft und der Liebling aller Zoobesucher. Doch eines Tages begann sich ihr Gemüt zu verfinstern. Ellie wurde aggressiv und bewarf jeden, der ihr zu nahe kam, mit faulem Obst.

Die Zoomitarbeiter verstanden die Welt nicht mehr: Was war nur aus ihrer lustigen, liebenswerten Ellie geworden? Veterinäre  und Tier-Psychologen wussten keinen Rat. Also machte der Zoo das einzig Sinnvolle und zog einen anderen Experten zu Hilfe: einen buddhistischen Mönch. Der wartete auf die Dämmerung und begann vor dem Elefantengehege zu meditieren. Als er gerade mittendrin war, wurde er von Stimmengemurmel aufgeschreckt. Es schien von der Rückseite des Geheges zu kommen. Auf Zehenspitzen schlich der Mönch näher und erspähte eine Gruppe von Drogendealern, die sich im Schutz der Dunkelheit über ihre kriminellen Geschäfte unterhielten: Kichernd berichteten sie einander, wieviel Stoff sie heute vertickt und wen sie alles zusammengeschlagen hatten. 

Dem weisen Mann war sofort klar: Dieses bösartige Gerede hatte die sensible Elefantenseele vergiftet. Sofort ließ er die Halunken von der Polizei festnehmen. Tags darauf trommelte er seine Ordensbrüder zusammen. Gemeinsam erzählten sie Ellie von all den guten und liebevollen Taten die sie vollbracht hatten und stimmten Lieder über Liebe und Mitgefühl an. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten: Ellie verwandelte sich wieder in ihr altes, gutmütiges Selbst.

Wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst, sind Menschenherzen mindestens genauso sensibel wie Elefantenherzen. Alles, was um uns herum passiert, hinterlässt Spuren in unserer Gefühlswelt, auch wenn es uns nicht direkt betrifft. 

Ein gutes Gegenmittel gegen Bad Vibes ist folgende Übung. Ajahn Brahm nennt sie „zwanzig Push-Ups”. Keine Angst, du musst keine echte Gymnastik machen. Es handelt sich eher um ein kleines Ritual für bessere Laune: Wenn du magst, stell dich doch einfach mal vor den Spiegel und lege deine beiden Zeigefinger an deine Mundwinkel – einen rechts und den anderen links. Jetzt ziehe mit beiden Zeigefingern deine Mundwinkel nach oben und schenke dir selber ein fettes Grinsen. Einfach so, weil es sich gut anfühlt. Wiederhole das zwanzig Mal. Und? Spürst du schon, wie sich deine Stimmung hebt?

Fazit

Du hast es vielleicht gemerkt: In jeder dieser Geschichten geht es um die Suche nach Glück und Zufriedenheit. Wobei wir auch gesehen haben, dass wir auf dem Weg dorthin mit einigen Hindernissen zu kämpfen haben – sei es nun der sinnbildliche Hundehaufen oder die Tücken des Wohlstands.

Manchmal stehen wir uns sogar selbst im Weg. Manchmal liegt das Glück direkt vor unserer Nase, aber wir erlauben uns dann nicht, es beim Schopfe zu packen. Als ob wir das Glück nicht verdient hätten. Deshalb möchten wir dir zum Abschluss noch etwas mitgeben: eine Lizenz zum Glücklichsein. Hiermit wirst du autorisiert, grenzenlos und ohne Einschränkungen glücklich zu sein. Das gilt übrigens auch in umgekehrte Richtung. Denn wenn du mal lieber miesepetrig bist, ist das auch in Ordnung. Deshalb schenken dir dir eine Muffel-Lizenz gleich mit. Ein gutes Duo, das dir vielleicht dabei hilft, ein klein wenig buddhistischer durchs Leben zu spazieren.

7 Fragen zu Der Elefant, der das Glück vergaß

1. Welche Kernaussage aus dem Buch hat dich am meisten beeindruckt?

Die Kernaussage, die mich am meisten beeindruckt hat, ist die, dass wir uns nicht zu sehr auf unsere Schwächen und Fehler konzentrieren sollten, sondern vielmehr auf unsere Stärken und positiven Eigenschaften. In der Geschichte von der Frau, die den perfekten Baum sucht, wird deutlich, dass wir uns oft von unseren eigenen Ansprüchen und Erwartungen unter Druck setzen. Wir glauben, dass wir perfekt sein müssen, um glücklich zu sein. Dabei vergessen wir aber, dass jeder Mensch seine eigenen Macken hat. Erst durch unsere individuellen Stärken und Schwächen werden wir zu einzigartigen Persönlichkeiten.

2. Was hast du aus dem Buch gelernt, das du in deinem eigenen Leben umsetzen möchtest?

Aus dem Buch habe ich gelernt, dass es wichtig ist, sich selbst zu akzeptieren, wie man ist. Das bedeutet, dass ich auch meine Fehler und Schwächen akzeptieren muss, ohne mich dafür zu verurteilen. Ich möchte versuchen, mich mehr auf meine Stärken und positiven Eigenschaften zu konzentrieren und diese zu entwickeln.

3. Welche der Übungen aus dem Buch möchtest du ausprobieren?

Ich möchte die Meditationsübung ausprobieren, die Ajahn Brahm in der Kernaussage 4 beschreibt. Ich bin gespannt, ob ich es schaffe, mein Denken abzuschalten und in den gegenwärtigen Moment zu gelangen.

4. Wie kannst du die Erkenntnisse aus dem Buch nutzen, um ein glücklicheres Leben zu führen?

Ich glaube, dass die Erkenntnisse aus dem Buch mir helfen können, ein glücklicheres Leben zu führen. Wenn ich es schaffe, mich selbst zu akzeptieren und mich auf meine Stärken zu konzentrieren, werde ich mich wohler in meiner Haut fühlen. Das wiederum wird sich positiv auf meine Stimmung und mein Wohlbefinden auswirken.

5. Wie kannst du andere Menschen mit den Erkenntnissen aus dem Buch inspirieren?

Ich kann andere Menschen mit den Erkenntnissen aus dem Buch inspirieren, indem ich ihnen davon erzähle, wie sie mein Leben verändert haben. Ich kann ihnen auch die Übungen aus dem Buch empfehlen und sie ermutigen, diese selbst auszuprobieren.

6. Wie kannst du die Verbreitung der Erkenntnisse aus dem Buch unterstützen?

Ich kann die Verbreitung der Erkenntnisse aus dem Buch unterstützen, indem ich das Buch weiterempfehle und über die Erkenntnisse in den sozialen Medien spreche. Ich kann auch selbst Geschichten schreiben oder Videos drehen, in denen ich über die Erkenntnisse aus dem Buch berichte.

7. Was ist deine persönliche Meinung zu dem Buch?

Ich finde das Buch Der Elefant, der das Glück vergaß sehr gelungen. Die Geschichten sind kurzweilig und unterhaltsam, aber sie vermitteln auch wichtige buddhistische Weisheiten. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für Buddhismus interessiert oder sich einfach ein wenig Inspiration für ein glücklicheres Leben holen möchte.

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Backoffice-Bearbeitung: Nadja Mondy



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