Kapital anhäufen, statt zu kapitulieren.
Der Kontoauszug kommt aus dem Automaten, und da steht es – schwarz auf weiß: Das Gehalt ist da! Vielleicht hast auch du noch lebhafte Erinnerungen daran, wie sich das angefühlt hat, zum ersten Mal wirklich Geld zu verdienen. Endlich konntest du dir auch mal einen kleinen Luxus leisten – und vielleicht auch ein wenig zur Seite legen.
Klar ist es schön, wenn am Ende des Monats immer noch Geld übrig ist. Aber andererseits ist das auch der Beginn neuer Probleme: Was mache ich jetzt damit? Wie lege ich meine Ersparnisse so an, dass ich in Zukunft gut dastehe? Diese Blinks zeigen dir, was du beachten musst, damit sich dein Sparstrumpf weiter füllt und du keine Angst vor morgen haben musst.
In diesen Artikel lernst du,
- warum du dich beim Anlegen eher aufs Verlieren denn aufs Gewinnen konzentrieren musst,
- warum du genau dann investieren solltest, wenn die Märkte unruhig sind, und
- wie du manchmal gegen deinen Instinkt angehen musst, um dein Konto zu retten.
Beim Investieren ist Timing alles.
Du findest die Finanzmärkte undurchschaubar? Dann geht es dir wie vielen anderen. Aber keine Angst: Die Grundlagen des Investierens lassen sich dann doch schneller lernen, als du vielleicht denkst.
Stell dir einen Landwirt vor, der den jährlichen Ablauf der Jahreszeiten beobachtet hat, um die Muster der Natur zu erkennen. Er weiß, wann er sein Saatgut ausbringen muss, um die größtmögliche Ernte einzufahren. Wenn er aber diese Muster vernachlässigt und seine Samen im knochentrockenen Winter sät, kann er lange auf wucherndes Wurzelwerk warten. Wie in so vielen anderen Bereichen des Lebens, musst du auch beim Anlegen wissen, wann du was am besten tust. Es gilt also, die Muster der Finanzmärkte zu erkennen.
Von hoher Bedeutung ist zum Beispiel die sogenannte Aufzinsung: Angenommen, du legst jeden Monat Geld zur Seite, um es zu investieren. Das führt dazu, dass deine Ersparnisse wachsen. Wie sehr sie wachsen, wird mit einem Prozentsatz beschrieben: dem Aufzinsungszinssatz. Wenn du dich mit diesem Zinssatz beschäftigst, wirst du schnell erkennen, dass der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Denn je früher du mit dem Anlegen anfängst, desto mehr Geld sparst du an. Es gibt dann schlichtweg mehr Monate, in denen die Zinsen dein Geld wachsen lassen können.
Aber Schritt für Schritt. Nehmen wir ein konkretes Rechenbeispiel: Wenn du ab deinem 19. bis zu deinem 27. Geburtstag jährlich 3600 Euro anlegst und deine Gesamtersparnisse jährlich durchschnittlich um 10 Prozent wachsen, hast du mit 35 Jahren schwindelerregende 106.782 Euro in deinem Portfolio. Und jetzt stell dir vor, ein Freund von dir investiert jährlich dieselbe Summe, fängt aber erst mit 27 an. Mit 35 hat er dann 53.775 Euro an Anlagekapital – also gerade mal die Hälfte von dem, was du bis dahin erwirtschaftet hast. Nur, weil du ein paar Jahre früher angefangen hast, bist du ihm satte 53.000 Euro voraus, obwohl ihr dieselbe Summe eingezahlt habt!
Nicht schlecht, oder?
Es geht nicht darum, viel zu gewinnen, sondern wenig zu verlieren.
Im letzten Blink hast du gesehen, dass Investitionen einer guten Planung bedürfen. Das ist gerade deshalb wichtig, weil sich die Entwicklungen an den Finanzmärkten nicht vorhersagen lassen. Dabei geht es nicht in erster Linie darum, viel zu gewinnen, sondern wenig zu verlieren.
Tony Robbins zufolge gibt es vier Prinzipien, von denen sich erfolgreiche Investoren in ihren Entscheidungen leiten lassen. Er nennt sie die Core Four. In diesem Blink stellen wir dir die erste Regel vor, später lernst du dann die restlichen drei kennen.
Die erste Regel lautet also: Konzentriere dich nicht darauf, möglichst viel Geld zu gewinnen, sondern darauf, so wenig wie möglich zu verlieren. Warum? Weil du immer schwieriger zu deinem Startkapital zurückkommst, je häufiger du verlierst. Stell dir vor, du legst 1000 Euro an und verlierst 50 Prozent. Dir bleiben also 500 Euro. Wenn du die reinvestierst und 50 Prozent Gewinn machst, kommen diesmal nur 250 Euro dazu und du landest bei insgesamt 750 Euro. Das heißt: Wenn du zu deinen ursprünglichen 1000 Euro zurück willst, musst du mit deinen verbliebenen 500 Euro ganze 100 Prozent Gewinn einfahren.
Was bedeutet das nun ganz konkret für dich als Anleger? Sei dir einfach darüber im Klaren, dass niemand die Entwicklung der Finanzmärkte voraussagen kann. Wirklich niemand. Selbst die erfahrensten und renommiertesten Wertpapierhändler liegen regelmäßig daneben.
Ray Dalio zum Beispiel, der Gründer der erfolgreichen Investmentfirma Bridgewater Associates, gilt als absoluter Superstar an der Börse. Nun wurde im Jahr 1971 der Dollar vom festen Goldwechselkurs entkoppelt. Als Dalio in der Folge auf einen Sturzflug der Märkte wettete, taten die – genau das Gegenteil. Sie schossen in die Höhe. Seither weiß Dalio, dass die Launen und Kapriolen der Aktienkurse nie komplett vorhersehbar sein werden.
Also: Schütze dich und dein Geld gegen das, was niemand vorhersagen kann. Und zwar einfach, indem du immer mit Schwankungen und Unsicherheiten rechnest. Wie du es schaffst, dir deiner Sache nie zu sicher zu sein und trotzdem beim Anlegen zu gewinnen, lernst du anhand der restlichen drei Prinzipien.
In Krisenzeiten bringen vor allem unterbewertete Papiere mehr Rendite als Risiken.
Hab immer ein Auge auf die Steuern, sonst ist dein Vermögen in Gefahr.
Gehörst du zu der Sorte Mensch, die vor Steuerzahlungen am liebsten die Augen verschließen würde? Das ist zwar menschlich, in der Welt der Finanzen aber keine sonderlich kluge Idee.
Steuern werden immer einen großen Teil deines Geldes verschlingen. Das fängt bereits bei der Einkommensteuer an. Egal, ob du in New York, London oder Berlin lebst: Als Besserverdiener zahlst du immer einen Spitzensteuersatz zwischen 40 und 50 Prozent. Nehmen wir nun an, du willst in einen Investmentfonds anlegen – das ist ein Anlageprodukt, bei dem Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere vieler Anleger gemeinsam verwaltet werden. Das bietet den Vorteil, dass du als Anleger mit einer gewissen Sicherheit von den Renditen der ganzen Gruppe profitierst. Der Nachteil ist, dass du finanzrechtlich ab dem Moment deines Anteilskaufs als Miteigentümer des Fonds giltst und dementsprechend auch für seine kurzfristigen Gewinne Steuern entrichtest.
Stell dir vor, der Fondsmanager verkauft ein paar Tage nach deinem Einstieg ein Aktienpaket, dessen Kurswert erst vor Kurzem raketenartig in die Höhe geschossen ist. In diesem Falle bist du gesetzlich verpflichtet, Steuern für den kurzfristigen Kursgewinn der Papiere zu zahlen – obwohl du selbst nicht davon profitiert hast, weil du erst nach dem Wertzuwachs gekauft hast.
Das dritte Prinzip der Core Four lautet demnach: Sei clever, wenn es um das Thema Steuern geht.
Dazu gehört auch, Netto von Brutto zu unterscheiden. Wenn dir jemand zu einer Investition in ein Produkt mit einer hohen Rendite rät, stelle unbedingt klar, ob es sich um abgaben- und steuerbereinigte Nettobeträge oder Bruttosummen handelt. Halte immer Ausschau nach den am niedrigsten besteuerten Anlageoptionen.
Manchmal lohnt es sich auch, statt in einen Investmentfonds in einen Indexfonds zu investieren. Indexfonds werden nicht aktiv von einem Manager verwaltet, der ständig Risiken abwägen und spekulieren muss. Sie bilden stattdessen anteilig ganze Aktienindizes ab, wie den Dax oder den S&P 500. Die Papiere entwickeln sich langfristig und weniger sprunghaft, sodass du nachhaltig anlegst – und gleichzeitig weniger Steuern zahlst.
So mancher Börsenhai hat behauptet, man müsse viel riskieren, um viel zu gewinnen. Das stimmt so nicht.
Halte dich deshalb an das zweite Prinzip der Core Four und investiere in Wertpapiere mit einem asymmetrischen Chance-Risiko-Profil.
Ein asymmetrisches Verhältnis zwischen Risiko und Renditechance bedeutet, dass die Aussichten auf den Aufstieg einer Aktie wahrscheinlicher sind als weitere Kursverluste. Genau das macht der berühmte Investor Paul Tudor Jones. Er investiert nach dem Prinzip Fünf-zu-eins: Er legt nur dann zehn Dollar an, wenn er von der fünffachen Gewinnsumme ausgeht – also von 50 Dollar. Eine derart hohe Marge erlaubt es ihm, in unfassbaren 80 Prozent der Fälle danebenzuliegen. Das klingt unrealistisch hoch, ist aber mathematisch nachvollziehbar.
Denn: Wenn Tudor Jones fünf verschiedene Investitionen zu je 1000 Dollar tätigt und vier davon komplett bei null Dollar landen, bleibt ihm immer noch die eine erfolgreiche Geldanlage, bei der die ursprünglichen 1000 auf 5000 Dollar anwachsen. Selbst wenn er also nur zu 20 Prozent richtig anlegt, macht er am Ende keinen Verlust. Er hat wie zu Beginn 5000 Dollar in der Hand. Wenn er nun aber nur bei zwei von fünf Geschäften verliert, sieht die Sache schon ganz anders aus. Wenn 2000 Dollar verpuffen, bleiben immer noch drei erfolgreiche Investments. Diese 3000 Dollar bringen immerhin schon 15.000 Dollar ein. Tudor Jones achtet also immer darauf, dass die Renditechance größer ist als das Verlustrisiko der Märkte.
Eine konkrete Form der Umsetzung dieser Regel lautet: Investiere in Papiere, die aufgrund einer aktuellen Krise abgestürzt sind und klar unter Wert gehandelt werden.
Denken wir an die verheerende Finanzkrise von 2008. Damals blickte buchstäblich jeder pessimistisch in die Zukunft. Genau da lohnte sich die Anlage in Aktien, deren Kurse derart in den Keller gegangen waren, dass es nur noch bergauf gehen konnte. Im März 2009 war zum Beispiel der Aktienwert der international agierenden Bankengruppe Citigroup von 57 Dollar auf unterirdische 97 Cent eingebrochen. Doch der Wert erholte sich innerhalb von nur fünf Monaten auf fünf Dollar pro Stück. Das sind satte 500 Prozent Zuwachs!
Schütze deine Investitionen, indem du dein Portfolio diversifizierst.
Was heute der absolute Renner ist, kann morgen schon von gestern sein. Das gilt nirgends so sehr wie in der Modebranche – und an den chronisch sprunghaften Aktienmärkten. Vor solchen Kapriolen schützt du dich, indem du in möglichst viele verschiedene Wertpapierprodukte investierst.
Stell dir vor, du hast dein Geld in Immobilien angelegt. Und jetzt stell dir vor, der Immobilienmarkt bricht zusammen – wie es in Spanien im Jahr 2008 der Fall war. Dein gesamtes Geld wäre futsch. Diversifizierung bedeutet demgegenüber, dass du eben nicht alles auf eine Karte setzt, sondern möglichst vielseitig investierst. Das kann folgendermaßen aussehen.
- Die erste Option besteht darin, in verschiedene Anlagekategorien zu investieren, also sowohl in Aktien und Anleihen als auch in Immobilien. Zur Unterscheidung: Aktien sind Anteile an Unternehmen; Anleihen sind Wertpapiere, die einem Gläubiger das Recht auf Rückzahlung zuzüglich eines bestimmten Zinssatzes bescheinigen. Eine solche Diversifizierung deines Portfolios hätte den Vorteil, dass du im Fall einer Immobilienkrise nicht dein ganzes Vermögen verlierst, weil du ja noch Aktien und Anleihen hältst.
- Die zweite Möglichkeit wäre, das Risiko zusätzlich auch innerhalb der einzelnen Anlagekategorien zu streuen. Das könnte etwa bedeuten, dass du nicht nur in Apple-Aktien anlegst, sondern auch Anteile anderer Technologiekonzerne wie Microsoft und HP kaufst.
- Noch sicherer fährst du, wenn du, drittens, in verschiedenen Ländern anlegst. Denn die Finanzmärkte enden nicht an den Staatsgrenzen.
- Viertens kannst du über einen gewissen Zeitraum hinweg diversifizieren. Da niemand weiß, wann was durch die Decke geht oder in den Keller stürzt, solltest du dein Portfolio systematisch im Laufe der Zeit aufbauen, indem du zum Beispiel monatlich oder jährlich neue Investitionen tätigst.
Mit diesen vier Maßnahmen bist du finanziell breit aufgestellt. Jetzt geht es darum, zu lernen, rationale Entscheidungen zu treffen und deine Reflexe zu besiegen. Mehr dazu im nächsten Blink.
Überliste deinen natürlichen Hang zu ökonomischen Fehlentscheidungen durch Disziplin und Routine.
Wusstest du, dass das menschliche Gehirn quasi von Natur aus zu fatalen finanzpolitischen Fehlentscheidungen neigt? Und zwar deshalb, weil finanzieller Verlust und tödliche Bedrohungen im selben Areal verarbeitet werden?
Stell dir vor, wie unsere jagenden und sammelnden Vorfahren in der Wildnis auf die Begegnung mit einem Furcht erregenden Säbelzahntiger reagiert haben. Angesichts einer derart lebensgefährlichen Bedrohung haben sie vermutlich die Beine in die Hand genommen und panisch die Flucht ergriffen. Jetzt stell dir vor, wir schreiben das Jahr 2008 und du hast im Laufe der Jahre nahezu all deine Ersparnisse in Aktien investiert. Was wäre deine intuitive Reaktion auf den Ausbruch der Finanzkrise? Flucht. Du würdest angesichts einer derart existenzgefährdenden Bedrohung retten wollen, was zu retten ist.
So wichtig dieser Instinkt in manchen Momenten sein mag – hier ist er kontraproduktiv. Rein rational betrachtet, besteht die beste Reaktion darin, weitere Anteile zu kaufen! Denn in pessimistischen Krisenzeiten findest du lauter unterbewertete Papiere zu Spottpreisen auf dem Markt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in Kürze wieder in die Höhe schießen.
Die gute Nachricht lautet: Gegen derlei Angstreflexe kannst du etwas tun. Du kannst dich zum Beispiel disziplinieren, indem du krisenfeste Kriterien in einer Checkliste zusammenfasst, die du vor jeder Investitionsentscheidung durchgehst. So, wie Flugzeugpiloten vor jedem Start seitenlange Checklisten abarbeiten, kannst auch du dich als Investor mit einem festen Prozedere zur Selbstkontrolle drillen, um möglichst rationale und objektive Entscheidungen zu treffen.
Auch der bereits erwähnte Unternehmer Paul Tudor Jones stellt sich mit einer solchen Checkliste vor jeder Investition eine Reihe selbst erarbeiteter Kontrollfragen: Handelt es sich um ein Geschäft, das jeder eingehen würde? Oder niemand? Ist das Risiko-Rendite-Profil des Investments asymmetrisch? Wann ist der beste Zeitpunkt für einen Ein- und Ausstieg? Der Fragenkatalog ist für ihn eine Sicherheitsroutine, mit der er gute Entscheidungen trifft.
Zusammenfassung
Wir hoffen, wir konnten dir zeigen, dass finanzieller Erfolg nicht nur den Reichen und Risikofreudigen vorbehalten ist. Auch wenn du nur wenig Geld anlegen kannst – mit dem richtigen Grundwissen und einem sorgfältig erarbeiteten Plan kannst auch du deine Ersparnisse mehren. Dank Diversifizierung und Disziplin baust du ein Vermögen auf, das du trotz Krisen und Ungewissheiten langfristig schützen kannst.
Backoffice-Bearbeitung: Nadja Mondy
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